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Wort zum Wochenende

Abladen

Ich sitze am Schreibtisch. Draußen regnet es gerade. Darüber freue ich mich. Die Natur braucht dringend Regen. Dann fällt mein Blick auf die Schultasche neben dem Schreibtisch. Die habe ich zum Gottesdienst gebraucht, um etwas zu veranschaulichen. Mein Gedanke ist gleich: Jetzt kann sie eigentlich weg. Meine Kinder sind aus dem Haus – und ich verwende mittlerweile immer Aktenkoffer.

Als ich die Tasche hebe, fällt mir auf, wie leicht sie ist. Klar, es ist ja nichts drinnen! Aber wie die früher überladen war, als mein Sohn sie noch benutzte ... Er konnte sie kaum schleppen. Für die Schule hat er einfach alle Bücher und Hefte mitgenommen -  egal, welche Fächer er hatte. Er wollte nichts vergessen, außerdem machte es ihm zu viel Mühe, immer wieder umzupacken.

Bei diesen Erinnerungen muss ich lächeln. Das waren noch Zeiten, als die Kinder kleiner waren. Jetzt sind sie im Studium oder bereits im Beruf.

Während ich so auf die Büchertasche schaue, wird mir bewusst, wie überladen wir manchmal herumlaufen. Was wir alles mit uns herumschleppen! Was wir da alles im Kopf haben! Für was man alles etwas bereithalten muss! Und dann noch die Sorgen und die Probleme … Da hat sich einiges angesammelt. Manches kann schwer nach unten ziehen.

Gut, wenn man da jemand hat, der beim Tragen mithilft, damit man nicht alles allein stemmen muss. Manchmal ist es schon eine Hilfe, darüber zu reden – mit einer Person, die zuhören und der ich vertrauen kann. Wie heißt es so schön: Geteiltes Leid ist halbes Leid! Im Gespräch kann man vielleicht eine neue Sichtweise bekommen – und die Last liegt nicht mehr so schwer auf den Schultern.

Nicht mehr so schwer tragen müssen und Lasten abladen - mir hilft dabei ein kleines bläuliches Kreuz. Es steht an meinem Bett. Ich habe es so aufgestellt, dass mein Blick beim Schlafengehen zwangsläufig auf dieses Glaskreuz fällt. Für mich ist es eine Einladung, meine Lasten bei Gott abzuladen, ihm alles zu sagen, was für mich schwer ist und mich belastet. Ich kann meine Sorgen und Probleme bei ihm ausbreiten. Im 1. Petrusbrief, Kapitel 5, Vers 7 heißt es: „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“

Allerdings muss ich zugeben, mir gelingt es nicht, alles so bei ihm abzuladen, dass die Lasten nicht mehr da sind – Loslassen fällt schwer – und doch fühle ich mich durch das Gebet gehalten, getragen und geborgen. Vielleicht kennen Sie den Text von Dietrich Bonhoeffer, den Siegfried Fietz so eingängig vertont hat: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ Das Lied wird oft bei Bestattungen gesungen. Doch ist es mehr als nur ein Lied für den Friedhof …

Kommen Sie gut durch den Herbst!

Klaus Betschinske
Evangelischer Pfarrer, Billingshausen