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Wort zum Wochenende

Auf was kann ich verzichten?

In diesen Tagen beginnt die Fasten- bzw. Passionszeit. Viele Aktionen gibt es, die sich Gedanken darüber machen, worauf man in diesen Tagen bis Ostern verzichten könnte. Als Jugendliche hab ich mich einmal mit ein paar Freunden zusammengetan und wir haben in diese Zeit auf das Wort „nein“ verzichtet, was natürlich nach sich zieht, dass man dem Gegenüber keinen Wunsch oder Bitte mehr abschlagen darf. So musste ich mich bei Minusgraden in einen riesigen Schneeberg fallen lassen und dort 5 Minuten ausharren oder für alle meine Freunde Kuchen backen. Nicht zu vergessen, dass ich in diesen Tagen erstaunlich oft gefragt wurde, ob ich bei dieser oder jener Arbeit helfen mag. Natürlich hab ich mit „Ja“ geantwortet und so hatte viel zu tun. Heutzutage würde ich mich auf so eine Idee wohl nicht mehr einlassen, aber da kommt mir die Frage, auf was ich denn dann verzichten kann oder will, um mir diese Zeit bewusst zu machen.

Die Evangelische Kirche hat sich für ihre Fastenaktion „7 Wochen ohne“ dieses Jahr das Motto gesetzt: „Üben! Sieben Wochen ohne Stillstand“. Es soll dazu ermutigt werden in diesen Tagen, Neues auszuprobieren. Manchmal tue ich das gerne, denn es eröffnet Welten, die ich vorher noch nicht kannte. Es kann mich aber auch sehr schnell zur Verzweiflung bringen, weil ich eher ungeduldig bin. Jeder, der ein Hobby oder eine Leidenschaft hat, in die er viel Zeit investiert, weiß auch, dass Übung sehr anstrengend ist und immer wieder von Rückschlägen geprägt. Das fällt nicht leicht, da muss ich mich aufraffen, um weiter zu kommen. Ob ich mir sieben Wochen ohne Stillstand vorstellen kann? Ehrlich gesagt kann ich manchmal ganz gut darauf verzichten, dass es immer weiter gehen muss, es soll einfach mal so bleiben, wie es ist. Wobei ich in diesen Zeiten doch an vielen Stellen hoffe, dass es weitergeht. Ich wünsche mir wieder mehr Leben, mehr Möglichkeiten. Ich wünsche mir mehr Verstand bei so manchen politischen Herrschern, ich wünsche mir wieder mehr Frieden und Menschlichkeit. Ich wünsche mir, dass wir uns wieder mehr auf Gott ausrichten und üben ihm mehr zuzutrauen.

Vielleicht ist es für Sie ja eine Anregung bis zum Osterfest einmal zu üben aus dem Stillstand heraus zu kommen. Sei es, indem Sie etwas Neues ausprobieren oder alt eingeübte Muster überdenken. Wer weiß, wo es uns hinbringt, wenn wir alle unseren Teil dazu beitragen, dass es in unserem Leben und unserer Welt vorangeht und wir nicht vor Neuem zurückschrecken.

Sabine Schlagmüller

Evangelische Pfarrerin aus Burgsinn