Ich bin negativ! In diesen Tagen klingt das wie ein Ruf des Überlebens. Negativ zu sein sichert das Überleben gegen das Virus , das uns in dieser Zeit so vieles abverlangt. Negativ sein - ein Aufatmen ja, aber kein wirklich befreites! Nur „Überleben“ ist nicht genug!
Das zeigen uns die vielen Ostererzählungen. Sie buchstabieren die Erfahrungen der jungen christlichen Gemeinde. Da ist nicht vom Überleben die Rede, sondern von einem neuen Leben, von Auf-erstehen, von Neugeburt. Schon diese Worte öffnen einen anderen Horizont und eine neue Dimension von Leben, in der auch Krankheit, Angst, Trauer und Schmerz ihren Platz haben. Sie gehören dazu und werden nicht einfach beiseite geschoben. Der neue Horizont aber sieht dieses Leben mit der weiterführenden Hoffnung an, die nicht nur überleben , sondern aufleben lässt. Neu ist das österliche Vertrauen, das die junge Kirche auszeichnet. Sie wissen sich von der Nähe des Auferstandenen in ihrem konkreten Alltag getragen; und sie halten fest an seinen Worten, weil sie wissen, dass ihm kein Leid fremd ist und er alle traurigen Wege mitgeht.
Seither ruft die Osterbotschaft die Christen immer wieder neu heraus: überleben oder aufleben! Ich glaube, dass die Antwort darauf heute mehr denn je von uns Christen gefordert ist!
Das Wesen der Osterbotschaft ist nicht ein jährlich sich wiederholendes Ritual. Vielmehr ist uns von Gott her neues Leben zugesagt - immer wieder und gerade angesichts einer Zeit, die uns so lebensfeindlich nahe kommt: Schmerz und Leid, Krankheit und Tod, Verzweiflung und Einsamkeit sind nur einige Erfahrungen, die uns das Leben schwer machen.
Aber dagegen stehen andere - österliche - Bilder: Kinder wachsen mit jedem bestärkenden Wort der Eltern; Kranke leben auf, wenn sie spüren: jemand denkt an mich; junge Menschen, wenn der Freund oder die Freundin Kontakt hält. Beispiele, die sich leicht ergänzen lassen! Sie erzählen nicht vom Überleben in einer schweren Zeit, sondern vom Aufleben in unserer Sehnsucht nach Lebensfülle. Darin gründet der Glaube an die Auferstehung Jesu.
Deshalb dürfen und sollen wir auch die wunderbaren Ostergeschichten immer wieder neu erzählen und auf-leben lassen. Sie helfen uns, das Geheimnis der Auferstehung immer wieder neu zu buchstabieren - in unser eigenes Leben hinein. Ja es ist möglich, dass unser „Ich bin negativ!“ wie ein Halleluja klingt.
Klaus Becker, Lohr
Diözesanreferent für Katechese