Am Sonntag feiern Christen das Fest der Taufe Jesu und erinnern sich an ihre eigene Taufe. Die Taufe ist ein unsichtbares Ereignis, das durch verschiedene sichtbare Zeichen verdeutlicht werden soll. Durch die Salbung mit dem Chrisam-Öl, mit dem früher Könige gesalbt wurden, soll verdeutlicht werden, welche königliche, ja göttliche Würde der getaufte Mensch als Kind Gottes hat. Beim Auflegen des Taufgewandes wird gesagt, dass der Täufling Christus angelegt hat, dass er also in seinen geistlichen Leib eingegliedert ist. Die Taufkerze wird an der Osterkerze entzündet als Zeichen, dass sich der Getaufte vom Licht Christi anstecken lassen soll, um sein Feuer der Liebe in sich zu tragen und es an andere weiter zu schenken, damit auch ihre Herzen geistlich in Brand gesetzt werden. Das vierte Zeichen ist der sogenannte Effata-Ritus (öffne dich), der sich aus dem Evangelium ableitet. So wie Jesus dem Taubstummen Ohren und Mund geöffnet hat, so sollen auch dem Täufling die Ohren geöffnet werden, damit er auf Gottes Wort zu hören vermag und auch der Mund geöffnet werden, damit er sich mutig zu Christus bekennen kann.
Da die Taufe ein unsichtbares, also geistliches Geschehen ist, spielt auch der Heilige Geist eine wesentliche Rolle. Dem Getauften wird der Heilige Geist in besonderer Weise geschenkt, damit er als neuer Mensch nicht nur nach weltlichen, sondern auch nach geistlichen Maßstäben zu leben vermag. Der Heilige Geist soll dem Menschen helfen, alles zu prüfen und das Gute zu behalten. Außerdem verleiht er eine göttliche Weisheit, die jede menschliche Weisheit und alle wissenschaftlichen Erkenntnisse übersteigt und eine Wahrheit erschließen kann, die auf menschliche Weise nicht erreichbar ist. Beispiele dafür gibt es in der Geschichte der Christenheit und auch in der Historie der jüngsten Ereignisse genügend.
Ich wünsche uns, dass wir uns dieses geistlichen Lebens, das wir in der Taufe empfangen haben, in uns neu bewusst werden und entschieden versuchen, als neue Menschen sowohl in der weltlichen wie auch geistlichen Dimension zu leben. Es möge uns gelingen, Christus auch heute in unserer Welt und Zeit konkret erfahrbar werden zu lassen.
Vielleicht könnte das Christentum auch heute eine ähnliche Sprengkraft in unserer Gesellschaft entwickeln, wie es damals bei den ersten Christen geschehen ist, als die Nichtgetauften voller Bewunderung wahrgenommen haben, wie sie miteinander umgegangen sind und versucht haben, nach dem Evangelium zu leben.
Alexander Eckert
Pfarrer im Pastoralen Raum Marktheidenfeld