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Wort zum Wochenende

Dankbarkeit spüren

Sobald ich sage, dass ich zum Einkaufen gehe, stürmt unser jüngstes Kind die Treppe hinunter. Seine Vorfreude ist groß, denn unser Kind weiß, dass es beim Metzger ein Stück Wurst bekommt. Hält es diese in den Händen, strahlen die Augen voller Dankbarkeit.

Die leuchtenden Augen zeigen das Maß der Dankbarkeit. Und ich als Erwachsene schaue es fordernd an bis das von mir erwartete „Dankeschön“ zu hören ist. Sicher – das gehört dazu. Aber ist das nicht eine Herabsetzung der Dankbarkeit, die mein Kind eigentlich empfindet?

In den christlichen Kirchen feiern wir an diesem Wochenende das Erntedankfest. Da rückt die Frage nach der Dankbarkeit in den Fokus. Nicht nur wofür wir dankbar sind, sondern wie Dankbarkeit in meinem Leben Raum finden kann. Denn es ist nicht immer einfach dankbar zu sein – vor allem nicht in schweren Zeiten, wenn wir Sorgen haben und eine Last auf unseren Schultern liegt.

Paulus schreibt: „Seid dankbar in allen Dingen, denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.“ (1. Thessalonicher 5,18)

Paulus geht es nicht um ein „Dankeschön“ an der Wursttheke. Paulus geht es um eine innere Haltung. Ihm geht es darum, dass wir vertrauensvoll im Glauben leben an einen Gott, der da ist, der hält und trägt, auch in schwierigen Zeiten. Das hat ER versprochen. In unserem Alltag fällt es uns jedoch manchmal schwer, diesen Zuspruch wahrzunehmen. Hektik, Herausforderungen oder Schwierigkeiten liegen oft oben auf. Positive Momente, für die wir dankbar sind, fallen uns meist nicht direkt ein. Aber sie lassen sich fast jeden Tag in unserem Leben finden. Wir müssen uns nur auf die Spur begeben und den kleinen schönen Momenten Aufmerksamkeit schenken: Ein Kinderlachen, eine helfende Hand, ein Lächeln aus der Ferne, Vogelgezwitscher am Morgen, gutes Essen, Sonnenschein… Jeder Mensch lässt sich anders anrühren von Gottes wunderbarer Schöpfung. Und in diesem Sich-Berühren-Lassen können wir Dankbarkeit und den Zuspruch Gottes spüren.

Wofür sind Sie heute dankbar?

Evangelische Pfarrerin Eva Thelen
Karlstadt