Unsere Zeiten sind so gar nicht rosig: der Krieg in der Ukraine, für uns damit spürbar verbundene Konsequenzen im Alltag, die immer deutlich werdendere Klimakatastrophe und da wäre noch manches mehr.
Im Kirchenjahr sind wir gerade in der Passionszeit: wir Christen und ChristInnen erinnern uns an das Schwere und Schwierige, das Jesus erleben musste: Verurteilung zum Tod, Verrat, Folter und die Kreuzigung. In dieser Zeit werden die Kirchen mit der Farbe violett geschmückt. Wie zum Trotz gibt es da diese alte Tradition: diesen einen Sonntag, der dir Farbe rosa trägt. Er kennzeichnet das Bergfest. Ostern rückt näher. In das Violett mischt sich weiß. Weiß, dass alles aufhellt. Und der Sonntag ruft uns zu „Freut euch!“
Aber gerade in diesen Tagen, da höre ich diese Aufforderung zur Vorfreude mit gemischten Gefühlen. Einerseits kann ich jedes Zeichen, das Trost und Hoffnung bringt brauchen. Ich nehme diese rosa Brille und schaue hindurch. Ich kann das Schöne sehen, den Hauch des Frühlings, der sich Bahn bricht, ein Kinderlachen, kleine Dinge im Alltag, die mich tragen.
Andererseits denke ich auch an die vielen Menschen, die überall auf der Welt für ihre Länder kämpfen, für ihre Überzeugungen einstehen gegen alle Ungerechtigkeiten und Gewalten und damit ihr Leben aufs Spiel setzen. Ich denke an die Menschen die hungern, Not leiden und ihre Heimat verlassen müssen.
Ich möchte dieses Weiß, dass sich einmischt, stark machen. Bitten und Beten um Reinheit. Um Hoffnung. Um Licht. Um Frieden für uns und unsere Welt.
Die Brille ist nicht rosarot!
Es geht nicht darum zu beschönigen, sondern Hoffnung zu haben, die trägt.
Eva Thelen
Evanglische Pfarrerin, KG Karlstadt