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Wort zum Wochenende

Eine Apostelin macht Mut

Eine Journalistin auf Zeitreise nutzt die einmalige Gelegenheit für ein Interview mit Maria Magdalena:

«Liebe Maria, für dich gibt es neben deinem Namen mehrere Bezeichnungen: die große Sünderin, die Lieblingsjüngerin, die Apostelin der Apostel. Wie kam es dazu?»

Zur „großen Sünderin“ wurde ich gemacht, weil die männliche Bibel-Auslegung mich mit verschiedenen anderen Frauen zu einer einzigen Figur verschmolzen hat. Zur Lieblingsjüngerin wurde ich tatsächlich, nachdem Jesus mich von einer schweren Krankheit geheilt hatte. So kam ich zum Kreis der Jünger hinzu und wanderte mit ihnen durch Galiläa. Als alleinstehende Geschäftsfrau aus Magdala am See Genezaret habe ich den Kreis auch finanziell unterstützt, so wie andere wohlhabende Frauen. Bis zu seinem Sterben am Kreuz war ich treue Begleiterin von Jesus, auch als die anderen Jünger längst abgehauen waren. Unglaublich die Erfahrung nach seiner Auferstehung, bei der Begegnung am leeren Grab: „Maria!“ - so klar, so vertraut wie er mich immer angesprochen hatte. Aber nun schickte er mich mit einem Auftrag los: Lauf und erzähle es den Jüngerinnen und Jüngern und allen Menschen, dass du mich gesehen hast! So wurde ich zur „Apostelin der Apostel“, wie mich die „Kirchenväter“ schon seit dem 4. Jahrhundert genannt haben.

«Wenn du mit mir ins 21. Jahrhundert reisen könntest: was hättest du als Apostelin uns heute zu sagen?»

Als Frau dürfte ich streng genommen noch nicht mal in der Messe predigen! Klar ist: Ich habe den Auferstandenen gesehen und mit ihm gesprochen. Jesus selbst hat mich als Frau gesendet und beauftragt! Es macht mich fassungslos, dass auch nach 2000 Jahren immer noch von den Männern in der katholischen Kirche behauptet wird, Frauen seien von Gott nicht berufen. So ein Unsinn! Es gibt auch bei euch Apostelinnen, Prophetinnen, Diakoninnen, Priesterinnen in großer Zahl. Das sind nicht nur die Frauen in den kirchlichen Berufen. Das sind auch viele Weitere: sie feiern Gottesdienste, erzählen Kindern von Jesus, besuchen Kranke, sprechen unbequeme Wahrheiten aus, setzen sich für die Schöpfung ein, treten den Männern immer wieder „auf die Füße“, geben der Geistkraft Gottes ein Gesicht. Ich sage euch: Ihr repräsentiert die weibliche Seite Gottes. Nicht nur innerhalb, sondern auch über die Kirche hinaus!

«Liebe Maria aus Magdala, am 22. Juli ist dein Gedenktag. Was wünschst du uns?»

Erinnert euch an mich und tut das Gleiche: Redet frei und handelt! Ihr braucht dazu keine Erlaubnis. Gott hat euch berufen. Das reicht!

Gerne könnt ihr mehr über mich erfahren beim Gottesdienst zu meinem Festtag am Donnerstag 22.07. in Birkenfeld! (Info: www.mariapatroninvonfranken.de)

Edith Fecher
Pastoralreferentin im Pastoralen Raum Gemünden