Der Familiengottesdienst ist eine ganz frische Erfahrung vom letzten Wochenende und zeigt mir den Weg auf, wohin es gehen kann und wohl auch wird. Die besondere Nähe, die ein kleinerer Kreis an Teilnehmern ermöglicht, stärkt auch. Sie erleichtert es, dem eigenen Glauben, der eigenen Lebenshoffnung Ausdruck zu verleihen.
Mit einem schnellen Ende der aktuellen Einschränkungen bei den Teilnehmerzahlen bei Gottesdiensten ist wohl nicht zu rechnen. Das Ankämpfen gegen die Einschränkungen aber ist meines Erachtens so wichtig für die vielen Monate der Pandemie, die noch vor uns liegen. Jede noch so kleine positive Erfahrung stärkt jetzt. Das Beste aus den verbleibenden Möglichkeiten machen. Sowohl in den besonderen Momenten von religiösem Leben, in den belastenden Alltagserfahrungen oder den eingeschränkten Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Um gerade auch Letzterem ein Beispiel hinzuzufügen: so viel wie in diesem Jahr bin ich mit meiner Frau noch nie gewandert.
Die nächste Herausforderung im spirituellen Leben jedes einzelnen wird Allerheiligen werden. Die tragende Gemeinschaft eines Friedhofsganges mit großer Gemeinde wird es in diesem Jahr nicht geben. Als Hilfe für den individuellen Friedhofsgang und das Gedenken an die eigenen Verstorbenen wurde eine kleine Andacht in die aktuellen Pfarrnachrichten in Karlstadt eingefügt. Sich in die besondere Situation zu fügen, sich den Regeln zum Schutz aller zu beugen hat eine nicht zu unterschätzende Größe. Wir schützen durch unser coronakonformes Verhalten ja meist nicht in erster Linie uns selber, sondern die Menschen um uns herum. Wir schützen auch diejenigen, die vielleicht sagen: „So ein Quatsch. Ist doch alles übertrieben! Bei uns sind die Infektionszahlen doch so niedrig.“ Aber gerade darin steckt die wahre Größe von Füreinander-Verantwortung-Übernehmen. Wie sagt Jesus einmal: „Wenn ihr (nur) die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür? Denn auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden.“ (Lk 6,32) Sich an Regeln zu halten ohne genau zu wissen, wem das Alles letztlich nutzt - menschliche Größe!
Genießen sie jeden schönen Moment, der ihnen in dieser außergewöhnlichen Zeit geschenkt wird. Sind sie sich aber auch bewusst, dass jede geduldig auf sich genommene Einschränkung zum Wohle aller Ausdruck wahrer menschlicher Größe ist.
Wolfgang Pfeifer
Pastoralreferent
Pfarreiengemeinschaft St. Georg Karlstadt