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Wort zum Wochenende

Erika

Letzten Freitag beschäftigte sich der Bundesrat in seiner 1000. Sitzung mit Erika und verabschiedete eine Eingabe an die EU zur Änderung der Verordnung 1/2005/EG. Die Geschichte von Erika wurde von der Organisation Animals Angels, dokumentiert. Letzten Mittwoch Abend gab es ein digitales Aschermittwoch-Gebet für die namenlosen, vergessenen Flüchtlinge in Lesbos und Lipa, organisiert u.a. vom Europaabgeordneten Sven Giegold. Beiden Aktionen ist es gemeinsam, dass sie von Menschen organisiert sind, die in der evangelischen Kirche aktiv waren, bzw. sind und es als Gottes Auftrag an sie verstehen, sich für die Rechtlosen, Verachteten einzusetzen. „Animals Angels, wir sind bei den Tieren“ wurde von der Pfarrerin Christa Blanke gegründet. Erika ist eine von tausenden „Nutz-Tieren“, die sie weltweit begleitet hat. Durch ihr hartnäckiges Engagment konnten enorme Verbesserungen bei Schlachttransporten erreicht werden, sodass es nicht mehr „normal“ ist, dass Kühe wie Erika aus Ostfriesland nach Marokko als Drittland transportiert werden, um dort betäubungslos geschächtet zu werden. Genauso wie die Situation der Männer meist aus Bangladesh an der EU-Außengrenze zwischen Bosnien-Herzogowina und Kroatien beschämende Zustände , geduldet von einer Welt, die auf gnadenlose Profitmaximierung aus ist. Menschen wie Blanke oder Giegold engagieren sich aus Solidarität für unschuldig Leidende, Erfolge oder Anerkennung sind nicht Motivation und Ziel.

In der Fastenzeit , die diese Woche begann , begleiten wir Christen weltweit das unschuldige Leiden und Sterben Jesu und erleben unseren Verstrickungen in Tod und Leiden. „Ich kann doch eh` nichts tun, ich bin nicht schuld daran“, so unser gut eingeübtes Kollektivverhalten. Wo ist unser Glaube an das Paradies der Barmherzigkeit und Gerechtigkeit Gottes hinverschwunden, einem Reich Gottes, in dem es für alle gleiche Grundrechte auf Freiheit und Teilhabe gibt und eine faire Chancengleichheit und die Bedingung , dass soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten „ den am wenigsten Begünstigten die bestmöglichen Aussichten bringen“ ( so der evangelische Philosoph John Rawls in „Theorie der Gerechtigkeit“)?

Die Fastenzeit ist nicht nur spirituelle Fitnesskur im Verzicht auf Süßigkeiten oder Computer, sondern auch Zeit der gemeinsamen Trauer der Kirchen, zu wenig getan zu haben gegen Macht und Profit und zu viel weggeschaut zu haben. Der erste Schritt zu mehr Heil für alle wäre, die Wirklichkeit versuchen wahrzunehmen, wie sie ist. Die Dominikanerinnenschwester Ursula im Kloster Arenberg bezieht aus der Akzeptanz der Wirklichkeit die Kraft der Zuversicht, um auch gerade in Coronazeiten durchzuhalten: „Übung des Wirklichkeitsgehorsams“ nennt sie das. (Die Zeit N° 7, S.57) So kann die Fastenzeit eine Übung sein, die Wirklichkeit der Welt einer Erika, von Lipa und Lesbos so zu sehen, wie sie ist. Christen haben dazu die Kraft und sind zudem beseelt von der paradiesische Vision eines Lebens mit Gott, denn nach der Passion folgt Ostern mit der Verheißung Jesu. „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Mt. 28)

Gudrun Mirlein
Evangelische Pfarrerin in Remlingen