Alles ist anders dieses Jahr. Weihnachten als eine im wahrsten Sinne des Wortes stille Zeit: Das Virus hat unser Leben im Griff.
Normalerweise ist die festliche Zeit am Jahresende die Zeit strahlender Kinderaugen, die Zeit der frohen Begegnung im Familien- und Freundeskreis. Dieses Jahr überlegt man, ob es der Liebe, die unser aller Leben trägt und hält, nicht eher entsprechen würde, einander nicht zu besuchen, … Abstand zu halten.
„Es begab sich zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde“, so beginnt die Weihnachtsgeschichte im Evangelium des Lukas. Und sie endet mit „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden“. Was mit staatlichem Zwang beginnt, endet mit einem Friedensgruß.
Friede auf Erden … Ahh! Was für eine Botschaft, aus dem Munde von Engeln! Habe ich eben gesagt, das Virus habe unser Leben „im Griff“? Da habe ich wohl viel zu sehr auf das Dunkle geschaut!
Natürlich, wir werden eingeschränkt in diesen Wochen und Monaten des Virus. Und ja, unterschätzen wir das nicht, auch die Erwärmung des Klimas gefährdet uns alle. Über allem steht jedoch die alte Zusage Gottes aus der Schöpfungsgeschichte: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“
Heuer also eine festliche Zeit mit Entbehrungen. Was heißt das für uns? Gibt es etwas, das wir daraus lernen können?
Persönlich denke ich, wir sind gut beraten, uns ein wenig mehr an dem zu orientieren, was uns die Decke vorgibt. Mit den Einschränkungen zu leben, die uns derzeit gegeben sind, im Umgang miteinander und gegenüber unserer Umwelt. Mit ihnen leben und nicht gegen sie. Und sei es auch nur, dass es darum geht, die Niederlage bei einer Wahl einzugestehen, wenn Sie mir einen kleinen Seitenblick über den Atlantik gestatten.
Alles andere ist wohl Hybris, um ein altes Wort zu gebrauchen, Selbstüberschätzung und Hochmut.
Und, wo wurde er doch gleich geboren, der Christ-König? In einem Stall! „Welch schäbige Umstände! Was für eine Begrenzung,“ mag da einer feststellen.
Eben. So ist es. Gott kommt in Niedrigkeit zur Welt. Für mich heißt das: unser Leben kann auch unter den schwierigsten Bedingungen gelingen, … mit Gottes Hilfe, … wenn Gott dabei ist.
In diesem Sinne: Frohe Weihnachten für Sie alle. Frohe Weihnachten … und ein gesegnetes Neues Jahr 2021.
Ihr Pfarrer Heinrich W. Spittler
Evangelischer Pfarrer in Lohr und Partenstein