Manchmal fühlt sich meine Gedanken-Welt wie ein schwindelerregendes Karussell an: Es sind zu viele, zu verschiedene, zu viele auf einmal; sie kreiseln, schnell und beinahe unaufhaltsam. Vielleicht kennen Sie das auch. Es sind Gedanken zu den vielen Ereignissen, Nachrichten und Eindrücken des Alltags:

Ich sehe zum Beispiel Menschen, die von jetzt auf gleich durch Feuer oder Wasser all ihr Hab und Gut verloren haben, deren mühsam aufgebauter Lebensraum einfach für immer weg ist.

Ich erlebe Menschen, die gar keine Veranlassung erkennen lassen, etwas an ihren bisherigen (Wohlstands-)Ansprüchen zu ändern.

Ich stelle fest, dass es bei den Fluchtdebatten darum geht, wie wir uns künftig Geflüchtete am sichersten vom Leib halten können, ohne über die Hinter-Gründe zu reden, weshalb sie überhaupt fliehen.

Ich nehme wahr, dass bei den Aktionen der Letzten Generation mehr über die Rechtmäßigkeit und Strafwürdigkeit denn über die Gründe ihrer verzweifelten Versuche diskutiert wird. … Für mich nur einige Beispiele für eine neue Oberflächlichkeit unserer Gesellschaft…

Mich nerven Parteien, die erfolgreich auf Stimmenfang gehen, weil sie die Unzufriedenheit einfangen, um sie für ihre eigenen Machtinteressen zu nutzen.

Mich nerven Politiker:innen, die ihre eigenen Vorhaben für die allerbesten anpreisen. Mich nerven ihre ausgewählten Superlative, die allenthalben mehr von Eigenlob als von Sachlichkeit zeugen.

Mich erschrecken Tendenzen, dass immer mehr Gesellschaften nach rechts tendieren und viele sich gespaltener denn je präsentieren; extrem knappe Wahlergebnisse, die die zufälligen Gewinner für sich auslegen. …

Ich erlebe viel Ignoranz und Gleichgültigkeit, viel Wegschauen und Selbstgefälligkeit, viel Kreisen um den eigenen Bauchnabel. Ohnmacht und Verzweiflung, Gefühle von Resignation und Hoffnungslosigkeit machen sich in mir breit - mehr als mir lieb ist. Aber ich spüre deutlich, dass ich als gläubiger, als Gott liebender Mensch all dem etwas Sinn-Volles, mich selber entgegenstellen will. Nicht die Welt nur schön oder schlecht reden, sie nicht auf meine kleine Welt reduzieren oder sie einteilen in Gute und Böse und mich natürlich zu den Guten zählen. Nein, ich will etwas anderes. …

Deshalb suche ich Menschen, die sich auch ernsthafte Gedanken um ein gutes Heute und vor allem auch ein lebenswertes Morgen machen! Menschen, die kritisch und konkret darüber nachdenken wollen, wie denn zum Beispiel Frieden geht, wie Wohlstand morgen aussehen kann/soll, was Gerechtigkeit bedeutet, und vieles andere mehr. Ich suche Menschen, die ihre Verschiedenheit dazu nutzen wollen, respektvoll miteinander zu diskutieren und wo sich keiner für richtiger als die anderen hält. Menschen, die das Feld nicht nur den anderen überlassen und etwas anders machen wollen. Ich suche Menschen, die nicht nur reden, sondern auch bereit sind, selber im Rahmen ihrer Möglichkeiten etwas konkret zu tun! Es geht ja um nicht weniger als unsere eigene Zukunft …

Falls auch Sie Lust haben, mitzumachen, dann melden Sie sich doch einfach!

Reinhold Grimm
Pastoralreferent i.R., Marktheidenfeld