Schon viele Jahre haben wir hinter unserem Haus eine kleine Schar Pfarrhühner, die uns mit wildem Gegacker bereichern und jegliche Küchenreste mit Freude verspeisen.
Es ist immer wieder schön ihnen bei ihrer alltäglichen Suche nach Leckereien zuzusehen und mitzubekommen, wie sie ihre Rangstreitigkeiten austragen, um dann wieder ganz ruhig umherzupicken.
Doch am allerbesten sind natürlich die leckeren Eier, die sie uns täglich in den verschiedensten Farben legen. So gibt es im Pfarrhaus abwechselnd mal Frühstückseier, Rührei, Spiegelei oder zu besonderen Anlässen auch mal einen Eierlikör. Und natürlich werden die tierischen Erzeugnissen auch verarbeitet in Kuchen oder als Brezenknödel.
Ein Produkt und so viele Möglichkeiten, dasselbe Ei in so unterschiedlichen Formen. Gott ist ein wenig wie ein rohes Ei…

Er begegnet jedem so, wie er es braucht: Als Omelette oder blanchiert. Er weiß, wie er auf uns zugehen muss, damit wir es leicht haben ihm nahe zu sein.
Der eine braucht die Gewissheit, dass Gott als Allmächtiger immer da ist und die Fäden der Weltgeschichte in den Händen hat. Der nächste möchte einen liebenden und verständnisvollen Vater an seiner Seite wissen. Dem dritten ist es gerade wichtig Vergebung zu erfahren von demjenigen, der allein das Leben wieder heil machen kann. Der nächste wünscht sich einen Freund, der auf jeglicher Lebensstraße an seiner Seite ist.
Gott ist all das und noch so viel mehr. Er tritt uns so gegenüber, wie wir ihn brauchen.
Zugegeben: Manchmal fordert er uns auch heraus, da spricht er ins Leben hinein ganz anders als wir es erwarten. Da stellt er uns auf die Probe und wir sollen etwas Neues ausprobieren, vielleicht alt bekannte Wege verlassen und über unseren Schatten springen. Aber auch dann ist er unser Begleiter und zeigt sich in der ganzen Breite seines Charakters.

Ich bin dankbar, dass Gott weiß, was ich gerade brauche und wie er mir begegnen will. Langweilig wird das nie – so wie unsere Hühnereier.

Sabine Schlagmüller
EVanglische Pfarrerin aus der Pfarrei im Sinngrund