„Wie die Zeit vergeht“, so seufzt mancher Mitmensch. Nirgendwo wird uns, wie an der Jahreswende, das Verrinnen der Zeit so eindrücklich vor Augen geführt.

Viele Bräuche ranken sich um den Jahreswechsel. Es wurde gefeiert bis zum Abwinken, oft mit reichlich Alkohol und viel Getöse.

Ein Jahreswechsel bedeutet Rückblick auf Vergangenes und Aufbruch in Neues, Unbekanntes. Das gilt für unsere Welt, für unsere Gesellschaft, aber auch für unser ganz persönliches Leben. Das verunsichert. Oft erfüllt dieser Aufbruch mit Sorge oder gar massiven Ängsten. Es gehört zu unserer menschlichen Art, dass wir gerne wüssten, was auf uns zukommt. Zukunftsforscher, seriöse Wissenschaftler und Experten stellen Prognosen. Die wirtschaftliche Entwicklung, die Steuereinahmen und andere harten Fakten stehen dabei im Blickpunkt. Aber auch ihre Aussagen sind immer nur Wahrscheinlichkeitsberechnungen. Ein Restrisiko bleibt immer. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Aber da gibt es auch das Andere: Von viel Aberglauben ist der Weg in eine ungewisse und unbekannte Zukunft gesäumt. Vermeintliche Glücksbringer und Scharlatane haben Hochsaison. Manche wollen mit magischen Praktiken den Vorhang zur Zukunft ein wenig beiseite ziehen. Am Ende eines Jahres können wir dann schwarz auf weiß nachlesen, was aus den Vorhersagen der Hellseher geworden ist. Nichts oder nicht viel! Die Horoskope enthalten Gemeinplätze und was zutrifft, ist purer Zufall.

Es ist gut, sich an der Jahreswende bewusst auf Gott zu besinnen. Er hat uns in seiner Treue durch das vergangene Jahr und alle bisherigen Jahre unseres Lebens begleitet. Er geht mit uns auf den Weg durch das neue Jahr. Dessen vergewissern wir uns, wenn wir am Beginn des Jahres „Gottes Segen“ wünschen. Das ist der beste Wunsch. Er bedeutet: Gott schenke Dir seine Zuwendung, seinen Frieden und die Gewissheit seiner Nähe. Er lasse Dich seine Kraft spüren. Er schenke Dir Mut und Zuversicht beim Aufbruch.

Die Worte und Texte der Bibel wollen Wegweisung, Hilfe und Orientierung auf dem Weg in das neue Jahr sein. Es ist gut, dass ein Bibelwort, die sogenannte Jahreslosung, dazu gegeben ist. Für das Jahr 2024 werden wir von einem Wort des Apostels Paulus aus dem 1.Brief an die Christen in Korinth, Kapitel 16, Vers 14 begleitet: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“. Ich meine, das ist ein guter Rat.

Ich wünsche Ihnen Gottes Segen für das neue Jahr!

Michael Wehrwein
Evangelischer Dekan i.R., Lohr a. Main