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Wort zum Wochenende

Ich kann das!

Junia, eine gebildete Römerin im 1. Jahrhundert, macht einen Besuch in Jerusalem. Dort begegnet sie Menschen, die im wahrsten Sinn des Wortes „begeistert“ sind. Sie hört Geschichten von einem Mann namens Jesus aus Nazareth, der gekreuzigt wurde und auferstanden sei. In seinem Namen treffen sich diese Leute in Häusern und auf Plätzen zum Essen und Erzählen. Bedürftige werden unterstützt, manche beginnen die Worte und Geschehnisse aufzuschreiben. Unterschiede sind unwichtig geworden: ob jüdische, römische oder griechische, ob freie oder unfreie Menschen, ob Mann oder Frau, alle sind willkommen und gleichwertig Teil dieser Gemeinden. Es ist beeindruckend und strahlt aus.

»Ich kann das auch!« denkt Junia und sammelt in Rom ebenso Menschen um sich herum zu einer Hausgemeinde. Sie predigt, tut Gutes, feiert Gottesdienste. So erfolgreich, dass der Apostel Paulus, als er nach Rom kommt, von ihr beeindruckt ist. Junia macht weiter, obwohl sie einmal sogar ins Gefängnis muss. In seinem späteren Brief an die römische Gemeinde nennt Paulus sie deshalb „herausragend unter den Aposteln“ (Röm 16,7).

»Das kann nicht sein!« denken mittelalterliche Bibelschreiber – eine Frau als Apostelin? Kurzerhand machen sie einen Mann aus ihr: „Junias“. So bleibt Junia über Jahrhunderte unsichtbar. Nachgewiesen seit den 1980er Jahren, wird Junia erst 2016 in der überarbeiteten Bibelausgabe wieder zur Frau und Apostelin. Ihr Gedenktag ist der 17. Mai.

»Ich kann das auch!« sagten im Mai 2024 einige ehren- und hauptamtliche Frauen im Landkreis Main-Spessart. Im Rahmen einer Frauenpredigtreihe mit dem Titel „Viele starke Frauen“ ergriffen sie in unterschiedlichen Gottesdiensten das Wort und gestalteten diese Feiern. So wird klar: Auch wenn das Katholische Kirchenrecht oder das römische Lehramt sagen: »Das darf nicht sein!«, lässt sich das Rad der Geschichte nicht mehr ins Mittelalter zurückdrehen. Seit den Anfängen des Christentums waren es die Frauen, die gleichberechtigt und mutig gehandelt haben. Auf Augenhöhe trugen sie die Neue Botschaft weiter. Ohne uns Frauen gäbe es das Christentum, und auch die heutige Katholische Kirche nicht.

»Das kann nicht sein, das darf nicht sein!« Diese Sätze blockieren. In der Katholischen Kirche werden damit Berufungen, Entwicklungen und Gleichberechtigung verhindert. Dinge, die in Jesu Umkreis und in den ersten Gemeinden selbstverständlich waren. Indem Frauen und Männer aber sagten »Das kann ich! Das mach ich!« haben sie doch immer wieder scheinbar Unmögliches möglich gemacht.

Liebe Leserin, lieber Leser, welche Fähigkeiten, Kompetenzen und Charismen haben Sie in Ihrem Leben bereits entdeckt, welche wollen Sie noch weiter entfalten? Stellen Sie sich bewusst in die Tradition dieser urchristlichen Frauen wie Junia, oder in die Reihe heutiger Frauen, die selbstbewusst sagen: »Ich kann das! Ich mach das!«

Edith Fecher, Gemünden
Pastoralreferentin im Pastoralen Raum Gemünden