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Wort zum Wochenende

In Spannung

Wenn Weihnachten näher rückt, geraten nicht wenige Menschen in Stress.

Das Wort Stress, das erst 1936 von einem Biochemiker namens Hans Selye eingeführt wurde, leitet sich vom Lateinischen stringere ab - in Spannung versetzen.

Mit dem Wort Spannung verbinde ich zwei Zustände.

Da ist zum einen das Interessante, das mich wach hält, energiegeladen ist und mich einem Ereignis entgegenfiebern lässt - sei es bei einem Krimi, oder seien es die Tage im Advent, wenn ich auf Weihnachten zugehe.

Zum anderen verbinde ich damit Anspannung, Druck, Belastung und Konflikte, wenn unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse kollidieren.

Das fängt beim Schmücken des Christbaumes an - lieber rote oder blaue Kugeln?; geht über den Erwartungsdruck, das beste Geschenk aussuchen zu müssen; die Anspannung beim Abendessen, wenn so getan wird, als sei alles Friede, Freude, Eierkuchen; mündet vielleicht in die Impfdebatte und landet schließlich bei den großen Konflikten der Weltpolitik.

Die eine will nach A, der andere nach B. Sie ziehen an einem Strang, aber in unterschiedliche Richtungen. Das versetzt den Faden in Spannung.

Wie so oft gilt es auszuloten, was möglich ist. Wo kann und muss ich nachgeben, wo meine Interessen klar benennen und zwar so, dass der Andere sie verstehen kann?

Wo ist ein Aufeinander-zu-Bewegen nötig, wo vielleicht ein Kurswechsel? Wo wird von mir erwartet die Richtung vorzugeben und wo ist ein Alles-an-mich-ziehen schädlich?

Ich kann immer nur bei mir selbst anfangen, Dinge zu ändern, dann ändert sich auch das Beziehungsgeflecht um mich herum. Dies ist oft ein mühsames Ringen, aber nötig, um gemeinsam den Mittelweg C zu finden, einen (Interessens-)Konflikt in eine win-win-Situation zu verwandeln und in interessanter Spannung zu bleiben.

So wünsche ich Ihnen in den letzten Tagen des Advents, dass ihr Faden mit den Mitmenschen - und vielleicht auch mit Gott - weder zerreißt noch schlaff herunterhängt.


Katrin Fuchs

Pastoralreferentin im Pastoralen Raum Marktheidenfeld