Das provoziert unser Gerechtigkeitsempfinden.
Diese Geschichte war das letzte Sonntagsevangelium und begann mit dem Satz: mit dem Himmelreich ist es wie ….
Und so soll das Himmelreich sein?
Die Arbeiter bekommen jeder einen Denar. Ein Denar war damals das, was man zum Überleben für einen Tag brauchte.
Diese Erzählung beschreibt die Barmherzigkeit Gottes. ER gibt dem, der auch nur eine Stunde mitgearbeitet hat, das, was er zum Leben braucht. Das zeigen noch andere Geschichten, die Jesus uns von Gott erzählt, z.B. die Geschichte vom verlorenen Sohn, der heimkommt, nachdem er alles verprasst hat und der Vater vor Freude für ihn eine große Party schmeißt.
Oder die Aussage von Jesus zum Verbrecher, der neben ihm am Kreuz hängt und seine Fehler bereut: noch heute wirst du mit mir im Paradies sein.
Gott rechnet nicht auf, was hast Du in deinem Leben alles falsch gemacht, wo hast du dich zu wenig bemüht, so viel Schlechtes hast du gemacht, deshalb bekommst du weniger als die anderen, die sich ein Leben lang abgemüht haben.
Ja, Gott tut das! Er rechnet nicht auf. Warum? Weil er JEDEM das Leben schenken möchte.
In der Geschichte vom Gutsherrn kommt dann am Ende noch der Satz: oder bist du neidisch, weil ich gut bin? Das ist unser Problem: wir vergleichen mit unseren menschlichen Massstäben und wittern hier die Ungerechtigkeit und gönnen dem anderen nicht, dass ihm Gutes geschieht, dass er „Glück“ hat.
Aber – Gott ist anders: er schaut auf jeden Einzelnen, auf Dich, auf mich, und sieht, was wir brauchen. Darauf legt er seine Priorität: wenn er sieht, dass der Mensch diesen „einen Denar“ braucht, um zu leben, dann gibt Gott, auch wenn andere sich ungerecht behandelt fühlen.
Gott schaut anders auf uns. Sein Blick ist in der Tat der Blick eines Vaters (oder einer Mutter), der sein Kind gern hat und immer alles für sein Kind tut, damit es ihm gut geht. Das ist wirklich so!
Für uns gilt die Einladung, von IHM zu lernen: nicht missmutig auf andere zu schauen, sondern uns zu freuen, dass Gott gut ist zu jedem, der sich an ihn wendet, dass Gott sich unendlich über jeden freut, der in Seinem Reich mitarbeiten möchte, sich interessiert und öffnet für seine Botschaft, und wenn es auch nur die letzte Stunde ist.
Was können wir tun?
Wir können uns gegenseitig helfen, zu glauben und zu entdecken, dass diese Geschichte wahr ist. Derjenige, der heute ein wenig mehr daran glauben kann, den anderen, dem es aktuell schwer fällt, mit zu ziehen.
Dass diese Geschichte wahr ist, dafür stehe ich mit meinem Glauben.
Ihre
Gabriele Kimmel
Geschäftsführerin
Caritasverband Main-Spessart