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Wort zum Wochenende

MARIAS ERDENFAHRT

Die Frauen hatten Gemeinden geleitet und die patriarchale Ordnung aufgebrochen.

Im Himmel ging es bunt und fröhlich zu. Trotzdem hatte Maria Lust auf eine kleine Auszeit. Josef, der gerade einen bequemeren Stuhl für Petrus zimmerte, fand auch, das sei eine gute Idee. Maria gab ihm einen Abschiedskuss und startete ihren Trip in die Ewige Stadt. Da wollte sie schon immer mal hin.

Nach dem Besuch des Kolosseums und einem Eisbecher standen Petersdom und Vatikan auf dem Programm. Neben den Touristen waren viele ältere Männer in schwarzen Kleidern unterwegs, manche auch in kräftigem Pink. Sie schauten ziemlich ernst.„Kein Wunder“, dachte Maria, „es fehlen die Kinder, das Lachen und Toben“. Siemusste lächeln, denn sie erinnerte sich an das volle Haus, damals in Nazareth. Ihre fünf Söhne Jesus, Jakobus, Joses, Judas und Simon waren durch den Evangelisten Markus bekannt. Töchter hatte erauch erwähnt, allerdingsnicht ihre Anzahl und dieNamen.Aber in den jungen christlichen Gemeinden des ersten Jahrhunderts waren die Frauen aus der namenlosen zweiten Reihe nach vorn getreten. Maria dachte an an ihre Freundin Maria aus Magdala und die ApostelinnenLydia und Junia,selbstbewusste und mutige Frauen. Sie hatten Gemeinden geleitet, in ihren Häusern das Brot gebrochen unddie patriarchale Ordnung aufgebrochen. Aber welche der prächtigen römischen Kirchen Maria auch besuchte, immer waren es Männer, die an steinernen Altären mit Abstand zum Volk Gottesdienst feierten und predigten. „Wenndie Hälfte der Menschheit fehlt, läuft gewaltig was schief.“ Maria schüttelte den Kopf:So hat sich das mein Sohn sicher nicht vorgestellt.“

InRom wurde es unerträglich heiß. Diemeisten Einwohnerwaren aus der Stadt geflohen. Auch Maria zog es weg. Sie wählte den Weg über die Alpen ins Frankenland.Von Kilian, einem iroschottischen Mönch, hatte sie den Tipp bekommen. Ihm waren die Würzburger sehr ans Herz gewachsen. Nach dem Besuch von Dom undNeumünster gönnte sich Maria eine Kaffeepause auf dem belebten Marktplatz. Am Nebentisch saßen drei Frauen, die lautstark diskutierten. „Meine Tochter hat mir angekündigt, dass sie aus der Kirche austritt“, klagte eine flotte Mittvierzigerin. Die Älteste am Tisch zeigte Verständnis: „Mir reicht‘s auch bald. Ich war drei Perioden Vorsitzende im Pfarrgemeinderat. Das ewigeDiskutieren hat uns Frauen nicht weiter gebracht“. Die dritte im Bunde deutete auf ihr rotes Kleid und lachte dabei: „Wir müssen den hohen Herren mehr Feuer unterm Hintern machen.“. Die beiden anderen nickten und sielegte nach: „Frech, fromm und frei müssen wir Frauen sein. Die drei ‚F‘ kamen mir in den Sinn, als ich gestern ‚Maria 2.0‘ gegoogelt habe.“ Da hielt es Maria auf ihrem Stuhlnicht mehr aus: „Darf ich mich zu Euch setzen?“Sie spürte eine Energie durch ihren Körper fließen wie damals, als ihr Sohn durch verschlossene Türen kam,die Angst verschwand und ein neuer Geist wehte. Ist es wieder soweit?

Burkhard Fecher, 
aus Gemünden ist Pastoralreferent der „Kirche im RaumGemünden“; Ehe- und Familienseelsorger im Dekanat Karlstadt; Ehe-, Familien- und Lebensberater in Aschaffenburg.