Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Pastoraler Raum Gemünden

Stadtansicht Lohr

Pastoraler Raum Lohr

Stadtansicht Karlstadt

Pastoraler Raum Karlstadt

Pastoraler Raum Marktheidenfeld

Wort zum Wochenende

Mut zum Blick über meinen Tellerrand hinaus

Im vergangenen Jahr musste ich für ein paar Tage ins Krankenhaus und mich einer Operation unterziehen. Ich merkte: krank sein ist nicht schön. Doch als ich die Krankheitsgeschichte meines Zimmerkollegen erfuhr oder andere Patienten auf der Station sah, war ich mit meiner Situation wieder ganz zufrieden.

Kennen Sie das auch? Der Vergleich mit anderen relativiert die Heftigkeit des eigenen Schicksals. Ich merke: Es könnte mir ja noch viel schlechter gehen. Und ich staune, wie andere Menschen mit ihrer aus meiner Sicht schlimmen Situation umgehen.

Bei der Nachricht eines Bekannten aus Peru ging es mir so. In seiner email vor Weihnachten schrieb er, dass die Kinder in Peru seit März 2019 bis zum Herbst 2021 wegen Corona nicht in die Schule gehen durften. Ganz ähnlich geht es den Kindern und Jugendlichen in Uganda. Hier wurden die Schulen erst nach 83 Wochen in der zweiten Januarwoche wieder für die Schülerinnen und Schüler geöffnet.

Wie in Peru kommen aber auch in Uganda nicht mehr alle Kinder und Jugendliche zum Schulunterricht zurück. Sie müssen ihre Familien bei der Arbeit unterstützen, um in der Corona-Krise über die Runde zu kommen. Viele Mädchen haben in der Zwischenzeit geheiratet. Viele Eltern können aufgrund ihres Arbeitsplatzverlustes die Schulgebühren nicht mehr zahlen. Das alles hat zur Folge, dass in Uganda etwas ein Drittel der Kinder nicht mehr zur Schule zurückkehren.

Der Bildungsnotstand in den armen Ländern aufgrund der Corona-Pandemie hat schwerwiegende Folgen. Laut UNESCO kann man davon ausgehen, dass die Kinder weltweit rund 17 Billionen Dollar Lebenseinkommen durch die Schulschließungen verlieren - mit schweren Folgen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung ihrer Heimatländer.

Wenn wir uns das bewusst machen, geht es dann unseren Kinder in Deutschland nicht doch recht gut? - Nein, das nicht. Auch unsere Kinder und Jugendliche leiden unter den Auswirkungen des gefährlichen Corona-Virus mit seinen verschiedenen Varianten. Auch bei uns haben die Einschränkungen unangenehme Auswirkungen und werden Spätfolgen haben, die heute noch gar nicht abzusehen sind.

Und doch finde ich es erhellend und beruhigend, wenn ich mich umschaue und merke, wie es anderen Menschen geht. Mein Vergleichsmoment ist eben nicht nur die Zeit ohne Krankheit oder vor Corona. Der Blick auf andere Menschen weitet unseren Horizont und macht uns nicht selten Mut, wenn wir sehen, wie andere Menschen ihre Schwierigkeiten meistern.

Stefan Redelberger
Pfarrer in der Pfarreien-Gemeinschaft „Maria - Patronin von Franken", Urspringen