Es gibt Momente im Leben, da scheint die ganze Welt für einen Moment still zu stehen. Für einen sehr langen Moment. Vielleicht sogar für eine gefühlte Ewigkeit, wie man so sagt. Da ist in einem drinnen nur noch nichts. Oder alles. Oder mal alles und dann wieder nichts. Gleichzeitig. Stille und lautes Schreien. Trauer und Wut. Verzweiflung und Enttäuschung. Ein Nicht-wahr-haben-Wollen. Verdrängung. Doch irgendwann, Stunden oder Tage später, Stück für Stück, realisiert man, was da passiert ist. Und kann es dann doch wieder nicht glauben: ist das jetzt echt wahr? Ist das tatsächlich passiert? Es scheint wohl so. Man scheint es doch irgendwie glauben zu müssen - gegen alle inneren Widerstände. Ob man möchte oder nicht. Und wenn sich die Welt dann irgendwann einmal wieder ganz gemächlich weiterdreht, ist nichts mehr so, wie es einmal war…..
So oder so ähnlich muss es wohl den Angehörigen, Freunden und Bekannten der Opfer der tödlichen Messerattacke am Abend des 25. Juni mitten in der Würzburger Innenstadt ergangen sein. Ihnen allen gilt mein aus tiefstem Herzen empfundenes Mit-Gefühl - und damit bin ich Teil einer riesigen Solidaritätswelle. Am vergangenen Sonntag-Nachmittag etwa fand im Würzburger Dom ein ökumenischer Gedenk-Gottesdienst statt, an dem Ministerpräsident Söder, Oberbürgermeister Schuchardt sowie Vertreter jüdischen, muslimischen, evangelischen und katholischen Glaubens teilgenommen haben - ein starkes Zeichen für die Opfer und deren Familien, aber auch für die ganze Gesellschaft.
Auch wir im pastoralen Raum Gemünden haben in den Gottesdiensten des vergangenen Wochenendes ganz besonders für die Opfer und deren Familien in folgender Weise gebetet: „Guter Gott, du bleibst ein Gott des Lebens und des Friedens. Wir beten für alle Opfer, die am Freitag in der Würzburger Innenstadt ums Leben gekommen sind. Stärke die Familien der Opfer und alle, die um sie trauern. Wir beten auch für die Verletzten in der Hoffnung, dass sie bald wieder gesund werden.“
All diese Zeichen können weder die Tat ungeschehen machen, noch den Schmerz einfach verdrängen. Sie rufen jedoch den Hinterbliebenen der Opfer zu: Ihr seid nicht alleine!
Dr. Thorsten Kapperer
Pastoralreferent im Pastoralen Raum Gemünden