Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Pastoraler Raum Gemünden

Stadtansicht Lohr

Pastoraler Raum Lohr

Stadtansicht Karlstadt

Pastoraler Raum Karlstadt

Pastoraler Raum Marktheidenfeld

Wort zum Wochenende

Prüft alles

Prüft alles

Zwischen Winterpullis und bunten Schals bekam ich beim Einkaufen ein Gespräch zwischen zwei älteren Damen mit. Sie standen neben mir und redeten so laut, dass ich sie unmöglich überhören konnte. Das Problem war die Maske: Sie trügen das Ding nur, weil sie müssten. Corona sei doch gar nicht so gefährlich. Diese Aussage riss mich aus meiner entspannten Shoppinglaune. Sollte ich mich einmischen und darauf verweisen, dass die Wissenschaft aber anderer Meinung ist? Bevor ich reagieren konnte, waren die beiden schon zum Ausgang hinausgeschwebt.

Gerade in Hinblick auf die Corona-Pandemie werden wir in den Medien täglich mit zahlreichen, teils widersprüchlichen Aussagen konfrontiert. Die Entscheidung, welcher Quelle man vertraut, liegt letztlich bei jedem Menschen selbst. Es ist eine Entscheidung, die ihm niemand abnehmen kann. Je nachdem, um was es geht, kann so eine Festlegung allerdings lebenswichtig sein. Deswegen fordert Paulus im ersten Brief an die Thessalonicher nachdrücklich: „Prüft alles und das Gute behaltet.“ Paulus will, dass wir nachdenken, bevor wir uns festlegen. Ist meine Sicht richtig? Ist das stichhaltig, was mir andere sagen? Ist es verantwortlich? Als Christ heißt das auch immer: Handle ich in der Nachfolge Jesu? Gleichzeitig macht der Apostel aber ebenfalls deutlich: Gott traut uns etwas zu. Er traut uns einen problemlösenden und kreativen Umgang mit neuen Schwierigkeiten zu.

„Prüft alles und das Gute behaltet.“ Obwohl dieser Satz von Paulus ca. 2000 Jahre alt ist, ist er erstaunlich modern. Er entspricht den Maximen der Aufklärung, die unsere Gesellschaft bis heute prägen. Der Philosoph Kant forderte in seinem berühmten Aufsatz: „Sapere aude!“ Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Das ist oft anstrengend. Es kostet Zeit. Manchmal muss man innere Widerstände überwinden. Niemand beschäftigt sich gerne mit schlechten Nachrichten, vor allem dann nicht, wenn sie einen zwingen, das eigene Leben zu verändern.

Nachdenken heißt eine Sache zu analysieren, sie auseinanderzunehmen, zu schauen, was verbirgt sich dahinter. Es heißt auch, eine Sache aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten; verschiedene Meinungen dazu zu hören. Es heißt, sich schließlich selbst eine Meinung zu bilden und danach zu handeln. Nicht umsonst sagt ein moderner Kalenderspruch „Denken ist wie googeln, nur krasser.“ Es ist ein Stück Freiheit.

Sonja Siegismund
evang. Religionslehrerin in Lohr a. Main