Viele Menschen lesen mit Interesse die Berichte über Promis und Stars. Oft werden deren Äußerungen und Skandale groß herausgekehrt. Vorbilder sind sie oft nicht. Sie helfen uns bei der Bewältigung unseres Lebens mit seinen Aufgaben und Herausforderungen nicht weiter. Mehr denn je brauchen wir echte Vorbilder an denen wir uns orientieren können. Wir brauchen ein Leitbild an dem wir uns ausrichten. Beides ist für ein gelingendes Leben wichtig.
Wir leben in der österlichen Freudenzeit. Der vergangene Sonntag trägt den lateinischen Namen „Misericordias Domini“ – die Barmherzigkeit des Herrn. Dieses Leitbild der göttlichen Barmherzigkeit will unser Leben prägen. Hirtensonntag ist ein anderer Name für diesen Sonntag. Das Evangelium von Jesus, dem guten Hirten, steht im Mittelpunkt. Er taugt in seiner aufopfernden Liebe als echtes Vorbild. An seinem Weg wird die Barmherzigkeit Gottes, die Ihnen und mir persönlich gilt, ablesbar. Auf die Beziehung zu Jesus kommt alles an. In einem Lied und Gebet aus dem Alten Testament wird das Bild vom guten Hirten auf die Beziehung eines Menschen zu Gott bezogen. In Psalm 23 heißt es unter anderem: „Der Herr ist mein Hirte. Mir wird nichts mangeln. Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück. Denn du bist bei mir“. Jesus hat dieses schöne Bild vom Hirten auf sich und sein Verhältnis zu den Menschen die ihm folgen bezogen. Er sagt: „Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme und sie folgen mir nach. Ich gebe ihnen das ewige Leben und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.“ Das ist echte Lebenshilfe.
Ich möchte ihnen eine moderne Version des Psalms 23 weitergeben. Sie stammt von einer japanischen Christin: „Der Herr gibt mir für meine Arbeit das Tempo an. Ich brauche mich nicht zu hetzen. Er gibt mir immer wieder einen Augenblick der Stille, eine Atempause in der ich zu mir komme. Er stellt mir Bilder vor die Seele, die mich sammeln und mir Gelassenheit geben. Oft lässt er mir mühelos etwas gelingen, und es überrascht mich selbst, wie zuversichtlich ich sein kann. Ich merke: Wenn man sich diesem Herrn anvertraut, bleibt das Herz ruhig. Obwohl ich zu viel Arbeit habe, brauche ich doch den Frieden nicht zu verlieren. Er ist in jeder Stunde da und in allen Dingen, und so verliert alles sein bedrohliches Gesicht. Oft-mitten im Gedränge-gibt er mir ein Erlebnis, dass mir Mut macht. Das ist, als ob mir einer eine Erfrischung reicht, und dann ist der Friede da und eine tiefe Geborgenheit. Ich spüre, wie meine Kraft dabei wächst, wie ich ausgeglichen werde und mir mein Tagewerk gelingt. Darüber hinaus ist es einfach schön zu wissen, dass ich meinem Herrn auf der Spur bin und dass ich jetzt und immer bei ihm zu Hause bin.
Eine gute Woche wünscht Ihnen Ihr
Michael Wehrwein
Evangelischer Dekan i.R., Lohr a.Main