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Reformationstag

Ein Navi ist eine feine Sache, sei es beim Wandern oder bei einer Fahrt mit dem Auto. Es hilft zur Orientierung und Standortbestimmung. Evangelische Christen begehen den Reformationstag am 31.Oktober und das Reformationsfest am darauffolgenden Sonntag. Am Reformationsfest ist geistliche Standortbestimmung angesagt. Der Gedenktag fordert dazu regelrecht heraus.

In unseren Tagen ist in der Kirche viel von Strukturreformen und Gebäudemanagement die Rede. Schwindende materielle und personelle Reserven sind ein Grund dafür. Dies bindet viel Kraft. Sicher sind Gebäude und äußere Bedingungen nicht unwichtig. Aber Kirche ist mehr als das Äußerliche und Sichtbare. Die Kirche Jesu Christi ist eine geistliche Größe. Sie besteht aus Menschen, die zu Jesus Christus gehören und ihm die Ehre geben. Die Glieder der Kirche sind hineingebunden in die Heils- und Segensgeschichte Gottes. Im Augsburgischen Bekenntnis von 1530 hat Philipp Melanchthon, der enge Mitarbeiter Martin Luthers, das Wesen der Kirche so formuliert: „Kirche ist die Versammlung aller Gläubigen, wo das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente dem Evangelium gemäß dargereicht werden“. Wir nennen uns evangelisch-lutherische Christen. Wir nennen uns evangelisch, weil das Evangelium von Jesus Christus Mitte und Grund unseres Glaubens ist. Wir nennen uns lutherisch, weil Martin Luther in allen Verzerrungen, Entstellungen und Missständen in der Kirche seiner Zeit, das Evangelium wieder auf den Leuchter gestellt hat. Er wollte keine neue Kirche gründen, sondern die bestehende reformieren. Seine 95 Thesen sollten eine Diskussionsgrundlage sein. Dass es zur Spaltung kam, war nicht seine Absicht.

Gott sei Dank leben wir heute in versöhnter Verschiedenheit als evangelische und katholische Christen unseren Glauben in ökumenischer Gemeinschaft. Es geht nicht um Gleichmacherei. Nicht billige Sprüche, sondern Offenheit, das Kennenlernen der anderen Konfession und das ehrliche Gespräch über das Einende und Trennende helfen weiter. Maßstab muss das Evangelium sein.

Manche Zeitgenossen meinen evangelisch sein bedeutet Beliebigkeit. Sie missverstehen die Freiheit zu der Christus berufen hat. Manche versuchen sich durch den Verweis auf ihren anständigen Lebenswandel selbst zu rechtfertigen. Luther würde zu jemanden, der so denkt und redet sagen: „Du Narr, du verzerrst die Botschaft des Evangeliums. Du löst sie auf in ein wenig Moral. Du verachtest Jesus und sein Heilswerk. Du verachtest sein Kreuz und seine Auferstehung. Frei sein kann nur, wer sich an Jesus Christus bindet. Du kannst dich nicht selbst erlösen!“

Zur Standortbestimmung dienen die vier reformatorischen Grundprinzipien Luthers:
Christus allein - die heilige Schrift allein – der Glaube allein – die Gnade allein.

Das ewige Leben kann sich niemand verdienen, auch nicht durch gute Werke und fromme Leistungen. Es wird durch Jesus Christus geschenkt – gratis, eben aus Gnade. Wer Jesus vertraut, hat das ewige Leben. Ich wünsche Ihnen diese Gewissheit.

Michael Wehrwein
Evangelischer Dekan i.R., Lohr a.Main