Unsere Zeit fordert viel von uns ab. Wie können wir da Spielraumgestalter unseres eigenen Lebens bleiben?
In einem psychologischen Ratgeber von Andreas Rieck geht es um mehr Gelassenheit. Darin beschreibt der Autor die „S.E.K.T-Strategie“ als wirkungsvollen Rettungsanker in Stresssituationen. Diese Übung besteht aus vier Schritten.
STOPP! - Ich unterbreche die Situation und trete in Gedanken auch real einen Schritt zurück. Dadurch bin ich nicht Spielball der Situation. Ich behalte den Überblick.
EINATMEN! - Ich atme tief durch. Das entspannt die Muskulatur. Ich signalisiere meinem Unbewussten: Trotz Gefahr bewahre ich einen klaren Kopf.
KONZENTRATION! - Was ist jetzt das Wichtigste? Ich lasse mich emotional nicht aufschaukeln. Ich handle Schritt für Schritt. Anker-Sätze helfen: „In der Ruhe liegt die Kraft“ oder „Ich bin Herr der Lage“.
TUN! - Ich gestalte die Situation aktiv. Ich frage ich mich: Kann ich die Situation verändern? Oder muss ich sie auszuhalten? Oder kann ich eine Grenze setzen, indem ich die Situation verlasse?
Überraschend verbindet Andreas Rieck diese Strategie mit der biblischen Erzählung vom Seesturm: Nach einem langen Tag wollen Jesus und seine Jünger ans andere Ufer des Sees Genezaret übersetzen. Plötzlich setzen Fallwinde ein. Schon schlägt Wasser ins Boot. Jesus schläft hinten im Boot auf einem Kissen. Seine Jünger schreien um Hilfe. Da steht Jesus auf, droht dem Sturm und sagt zum See: Schweig, sei still! Da legt sich der Wind. Es herrscht völlige Stille. Jesus wendet sich seinen Begleitern zu und fragt sie: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben? Da ergreift sie große Furcht. Sie sagen zueinander: Wer ist denn dieser, dass im sogar der Wind und das Meer gehorchen?
Die Seesturmgeschichte ist keine Zaubergeschichte, sondern Hilfe zum Leben und Glauben. Sie ist übertragbar auf Momente, in denen die Stürme des Lebens über uns hereinbrechen. Inmitten der Hektik und den Herausforderungen gibt es einen inneren Raum, über dem der Sturm keine Macht besitzt. Wenn wir uns diesen Ort des Friedens als göttlichen Ruhepol vorstellen, können wir uns ermächtigt fühlen, dem Sturm entgegenzutreten. Mit der Zusage und im Selber-Sprechen von Jesu Machtwort „Schweig! Sei still!“ kann auch in uns Stille eintreten.
Liebe LeserInnen,
S.E.K.T–Strategie und Seesturmgeschichte sind Mutmacher und Rettungsanker. Einfach mal ausprobieren!
Burkhard Fecher, Gemünden
Pastoralreferent,
Ehe-, Familien- und Lebensberater