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Wort zum Wochenende

Schönes Schlamassel

Samstagabend - Feierabend - Entspannung ist angesagt. Im Dritten kommt laut Programmzeitung eine Komödie. Schnell merke ich, dass der aus dem jiddischen kommende Begriff „Schlamassel“ im Titel bewusst gewählt ist. Die Handlung der Komödie ist schnell umrissen: Zwei Freunde, der eine Jude, der andere nicht. Der Inhalt der Handlung wird vom Sender kurz und knapp so umschrieben: „Um die fürs Judentum schwärmende Buchhändlerin Anne zu gewinnen, gibt sich der junge Gynäkologe* Daniel (*Korrektur des Autors) für einen Juden aus und verstrickt sich dabei heillos in ein Lügengespinst.“ Während die Handlung auf vergnügliche Weise auf das Unausweichliche Geständnis zuläuft, erfahre ich als Zuschauer so ganz nebenbei doch so einiges über das Leben eines Juden. Derart angenehm unterhalten bleiben ich auch nach dieser Komödie auf dem Sender. Und auch die nächste im Programm angebotene Sendung thematisiert jüdisches Leben. Unter dem Titel „Herbe Mischung“ wird die Geschichte eines verliebten Paares erzählt, das nach Israel zu einer Beerdigung reist. Er, ein Jude, weil ein naher Verwandter gestorben ist. Sie, eine Halb-Araberin, ihm zuliebe. Aus dieser „herben Mischung“ erwachsen lustige, aber beim näher darüber Nachdenken auch sehr ernste Situationen.

Es hat mich gefreut, auf unterhaltsame Weise durch zwei ganz unterschiedliche Komödien vorhandenes Wissen über das Judentum aufzufrischen und teilweise sogar zu vertiefen.

Insgesamt also ein sehr amüsanter und gewinnbringender Fernsehabend.

Das machte mich dann doch neugierig, was dieser Sender sonst noch so an Programm zum Thema „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ zu bieten hat. Ich wurde - wie ich erwartet hatte - nicht enttäuscht. Auf der Internetseite des - sie haben es sich vielleicht schon gedacht - Bayerischen Rundfunks https://www.br.de/extra/juedisches-leben/index.html habe ich dann viele, sachlich fundierte, thematisch tiefer gehende und auch regionalen Beiträge gefunden.

Es hat mich gefreut, mit so scheinbar leichter Kost mich dem großen Jubiläum nähern zu dürfen. Humor gehört zum jüdischen Volk. Dies weiß ich bereits seit meiner Jugend. Damals fiel mir aus dem Bücherregal meiner Mutter ein Buch des jüdischen Satirikers und „Meister des Humors“, Ephraim Kishon, in die Hand. Der Titel war „Kein Öl, Moses?“ und hat mir in unserem katholischen Haushalt einen ganz anderen, augenzwinkernd humorvollen Blick auf die Bibel und die Juden ermöglicht. Später habe ich mit Freude in dem Buch „Ratlos war der Rabbi nie: Chassidischer Humor“ gelesen.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Es braucht so gelungene Gedenkstätten wie am Würzburger Bahnhof oder die Stolpersteine in unseren Städten. Nur so wird die wichtige Erinnerung an ein dunkles Kapitel der gemeinsamen deutschen Geschichte wach gehalten. Im Kampf gegen Antisemitismus braucht es aber auch einmal die Leichtigkeit einer Komödie. Jedem Juden steht ein gleichberechtigter Platz in Deutschland zu. Ein Platz, für den er nicht eigens kämpfen muss und für den er die Zeichen seines Glaubens nicht verstecken muss. Einfach das. Damit ist schon viel gewonnen.

Wolfgang Pfeifer
Pastoralreferent in der Pfarreiengemeinschaft St. Georg Karlstadt