Am Sonntag feiern katholische Christen weltweit den Weltmissionssonntag. Er gilt als Sonntag der universalen Solidarität mit unseren Schwestern und Brüder der Menschheitsfamilie, die im Haus der Erde gemeinsam wohnen. Papst Franziskus hat dieses Bild in seiner Umweltenzyklika, die vor fünf Jahren veröffentlicht wurde, aufgegriffen. Fünf Jahre später gibt er eine neue Enzyklika heraus, die vor allem zur weltweiten Solidarität der Menschen aufruft, die alle als Gemeinschaft in einem Boot sitzen. Beeindruckende Bilder vom gemeinsamen Haus und vom Sitzen in einem Boot. Aber ist dieses Bewusstsein bei uns selbst und bei anderen überhaupt angekommen? Fühlen wir uns mit unseren Brüdern und Schwestern auch in anderen Ländern und auf anderen Kontinenten verbunden? Interessiert uns ihr Schicksal überhaupt? Und wären wir bereit, aus Solidarität auch etwas von unserer weltweit gesehen doch als Wohlstand zu bezeichnenden Lebensweise abzugeben, damit es anderen ein bisschen besser geht? Nicht nur die Flucht vieler Menschen erreicht alle Länder weltweit seit 2014 bis in ihre Kommunen vor Ort hinein, auch die Corona-Pandemie hat deutliche Spuren der Armut in den ohnehin schon benachteiligten Ländern hinterlassen, auch in europäischen Ländern wie Rumänien. In den kommenden Jahren wird neben der bisherigen kriegs- und terrorbedingten Flüchtlingskrise eine noch größere Fluchtwelle aus wirtschaftlichen Gründen auf Europa zurollen. Das hat auch Entwicklungsminister Müller vorausgesagt, der wie kein anderer die Armut vor Ort angeschaut hat. Er ist zurückgetreten, weil er die Ignoranz der Länder vor der Armut unserer Geschwister nicht mehr mitverantworten möchte. Ziehen wir Christen uns auch zurück oder machen wir mobil für ein neues Bewusstsein der universalen Solidarität? Bleibt es bei einem Sonntag der Weltmission 2020, nach dem alles sein wird wie vorher oder schaffen wir es, einen Ruck durch unser eigenes Denken und das unserer Gesellschaft zu erzeugen? Wer soll diesen Ruck verursachen?
Unsere Pfarreiengemeinschaft hat sich bewusst diesen Namen gegeben und die Menschen in ihr unter den Heiligen Geist im Spessartgrund gestellt. Dieser Geist kann uns den gleichen Ruck geben, wie er damals auch die verängstigten und zurückgezogenen Jünger aufgerüttelt hat, in die Welt hinauszugehen und die Botschaft der Solidarität, die Botschaft Jesu in die ganze Welt zu bringen. Als Christen sind wir Gesandte an Christi statt, damit wir die Sendung Jesu heute fortsetzen. Jesus hat uns dazu seinen Beistand, den Heiligen Geist gesandt. Machen wir was daraus.
Alexander Eckert
Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Hl. Geist im Spessartgrund, Esselbach