Diese Tage vor Weihnachten überfallen mich regelrecht - jedes Jahr. Da will der Einzelhandel die größten Umsätze im Jahr machen - und siehe da, er macht sie auch. Da stehen „plötzlich“ Wünsche und Erwartungen für das Fest der Feste ausgesprochen - oder noch schlimmer unausgesprochen - im Raum. Da werden to-do-Listen immer länger und Angst macht sich breit, nicht Alles rechtzeitig erledigt zu haben.

Die Versuchung ist groß, sich die Empfehlungen spiritueller Ratgeber zu Herzen zu nehmen und sich gerade in der Adventszeit Zeit für Rückzug und Besinnung zu nehmen. Was aber, wenn in solchen ruhigen Momenten der Stille sich ganz andere Sorgen in den Vordergrund drängen: Ukrainekrieg, Energiekrise, Inflation, Geldsorgen. Wenn all die Sorgen dieser Welt den Blick für das Gute in dieser Welt verdunkeln, dann ist es vielleicht doch nicht das Schlechteste, zurückzukehren in den Lichterglanz von Einkaufsmeilen und Weihnachtsmärkten. Im besten Fall kann bei Kerzen-, Glühwein-, Lebkuchen- und Tannenzweigenduft dann wenigstens etwas aus der to-do-Liste gestrichen werden. Manchem genügt aber schon eine Tasse Tee zuhause im Schein einer brennenden Kerze, um zu vorweihnachtlicher Stimmung zurückzufinden. Wer es mag - verbunden mit dem Klang vorweihnachtlicher Lieder.

Bei aller Fürsorge für mich selbst, wird es mir und vermutlich den meisten von uns nicht gelingen,

allen Erwartungen gerecht zu werden - weder den eigenen, noch denen der anderen. Den hohen Erwartungen zu Advent und Weihnachten bin aber nicht nur ich ausgesetzt. Den meisten Menschen in meinem allernächsten Umfeld, wird es genauso gehen. Wirkliche Entlastung bringt dann die ehrlich gemeinte Frage: „Wie kann ich dir helfen?“

Mit der Bereitschaft, sich gegenseitig in diesen Stresstagen Advent zu unterstützen, könnte es etwas weniger stressig werden. Ich erwarte dennoch nicht, dass ich im Advent völlig von Stress verschont bleibe. Aber vielleicht kann ich im Kreis lieber Menschen um mich und im Rückblick auf Advent und Weihnachten 2022 trotz allem sagen: „Alles gegeben - gemeinsam geschafft“ - so gelesen als Werbeslogan der THW-Jugend.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Adventszeit und anschließend ein frohes Weihnachtsfest.

Wolfgang Pfeifer
Pastoralreferent im Pastoralen Raum Karlstadt