Heute, da ich diese Zeilen schreibe, hat sich das Wetter nach einer langen Schönwetterphase geändert und nun schneit es draußen und es ist kalt geworden. Die vergangenen Monate waren in meiner Familie auch sehr wechselvoll - wie das Wetter - und wir hatten neben einigen schönen Momenten auch viel mit Krankheiten, Schmerz und Trauer zu kämpfen.
Seit einigen Monaten beschäftigt mich das Thema „Friede“ und die Aussagen der Bibel dazu. Ich denke z.B. an die Weihnachtsgeschichte mit dem Friedensgruß der Engel oder an den ersten Ostertag, als die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren und Jesus mitten unter sie trat und sagte: Friede sei mit euch!
Aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine mit all den Auswirkungen, die wir mitbekommen und spüren, frage ich mich:
Wie geht es weiter? Was kann ich tun? Wie soll ich mich verhalten?
Dabei kommt mir das Psalmwort "Suche Frieden und jage ihm nach!" in den Sinn (Psalm 34,15). Ein kurzer und starker Satz. Im hebräischen Originaltext kann man etwas Interessantes sehen: Für Frieden steht da: Schalom. Was bedeutet Schalom genau? Wenn ein Mensch sagen kann: Es geht mir rundum gut, an Leib und Seele und Geist. Und nicht nur mir allein, sondern auch allen Lebewesen in der Nähe und in der Ferne – da ist Schalom. Schalom ist viel mehr als die Abwesenheit von Krieg oder auch nur die Abwesenheit von Streit. Schalom ist die große Vision eines Zusammenlebens, in dem Gewalt überwunden ist, in dem Ungerechtigkeit aufhört, in dem unsere Beziehungen heil werden.
Shalom, wie es der Psalmschreiber den Menschen wünscht, umfasst auch Frieden in der Seele und versöhnt sein mit dem Schöpfer – Gott. Im Glauben an Jesus Christus können wir dies erfahren, weil dieser all unser Versagen und Schuld auf sich genommen hat und den Gläubigen frei und gerecht vor Gott spricht; das schafft Frieden in uns! Als Menschen mit innerem Frieden können wir auch für einen gerechten Frieden eintreten. Zusätzlich braucht es Leidenschaft. Und es braucht die Besonnenheit, damit die Leidenschaft nicht in den Fanatismus abgleitet. Auch das "Suchen" nach dem Frieden ist nötig, also das besonnene Nachdenken und Abwägen.
Wer auf der Suche ist, lernt dazu und weiß, dass niemand allein Recht hat und die anderen nur Unrecht. "Suchet den Frieden und jagt ihm nach." Es braucht das Suchen, das wechselseitige Hinhören, die Besonnenheit. Und es braucht das Nachjagen, die Leidenschaft, das Eintreten für die als richtig erkannten Überzeugungen, wenn wir uns diesen Ruf aus dem Psalm 34 zu Herzen gehen lassen: Suche Frieden und jage ihm nach!
Frohe Ostern!
Jesus lebt – er ist erstanden – er ist wahrhaftig auferstanden.
Manfred Dorsch
Vorsitzender „Christlicher Verein junger Menschen Gemünden e.V.“ (CVJM Gemünden) und Prädikant im evangelischen Dekanat Lohr a. Main