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Wort zum Wochenende

Urlaub für die Seele

Letztes Jahr um diese Zeit saß ich mit meinen Kindern am Küchentisch und bastelte Lose für die Fastenzeit, die ich in der Kirche als Anregung zum Nachdenken auslegen wollte.
„Fasten-Lose? Was soll das denn überhaupt sein?“, fragte mein Sohn.
„Naja, das sind Ideen für Dinge, die man in der Fastenzeit - und eigentlich auch immer - tun kann.“, antwortete ich.
„Und was kann man bei diesen Losen gewinnen?“, fragte meine Tochter und schnappte sich ein Los und las es vor: „Ich räume täglich mein Zimmer auf.“ Und sie nahm sich ein anderes Los: „Ich helfe im Haushalt, z.B. beim Spülen.“ Und ein weiteres: „Ich verzichte auf Gemotze.“
„Äh, das sind ja alles Nieten … ich dachte, dass man da auch was gewinnen kann!“
Dabei schaute mich meine Tochter entgeistert an.
„Naja, eigentlich sind diese Vorsätze ja gar keine Nieten! Eigentlich sind das ja alles Gewinne für dein Leben!“, antwortete ich. Nachdenklich ging meine Tochter in ihr Zimmer. 

Also, wenn ihr ehrlich bin, irgendwie konnte ich die Enttäuschung meiner Tochter auch verstehen. Als ich selbst noch Kind war, da war die Fastenzeit für mich auch immer eine furchtbare Qual: „Diese furchtbare Zeit, in der nichts erlaubt ist: Keine Süßigkeiten, kein Spaß und alles langweilig!“ Folglich habe ich mich auch dementsprechend gefühlt: gelangweilt, schlecht gelaunt und ungeduldig. Damit war dann von Anfang an das Gegenteil vom dem erreicht, wozu uns die Fastenzeit eigentlich motivieren könnte: nämlich dazu, dass wir zu „besseren Menschen“ werden. 
Ein „besserer Mensch“ zu sein, d.h. für mich in erster Linie auch „im Reinen“ und zufrieden mit mir selbst zu sein; mich so annehmen zu können wie ich nun mal bin. Denn dann fällt es mir oft auch leichter mit den anderen zufrieden zu sein: ohne Neid, ohne Eifersucht, ohne Streit. 
Seit einigen Jahren gehe ich anders an die Fastenzeit heran. Seitdem freue ich mich schon jedes Jahr auf diese Zeit: die Fastenzeit als „Urlaub für die Seele“ - als Quelle für „Innere Zufriedenheit“. 
Ich überlege im Vorfeld was mir oder den Menschen in meiner Umgebung gut tun würde. Meist ist es etwas, für das sonst nie Zeit bleibt: etwas, was ich schon immer mal machen wollte, aber dann doch nie getan habe: z.B. ein wöchentlicher Spaziergang mit einer älteren Bekannten an der frischen Luft, eine Stunde für mich, ein regelmäßiges Telefonat mit einem entfernt lebenden Familienmitglied oder eine tägliche Brettspiele-Stunde mit der ganzen Familie vor dem Schlafen-gehen.
All diese Dinge bleiben normalerweise auf der Strecke. Doch sie tun mir richtig gut - und ich glaube, auch den Menschen, die um mich herum leben.
Wie wollen Sie Ihre Fastenzeit gestalten?
Was macht Sie glücklich?
Wonach sehnen Sie sich?
Wofür fehlt Ihnen sonst die Zeit?
 

Barbara Stockmann
Pastoralreferentin im Pastoralen Raum Karlstadt