Ich mag Büttenreden. In diesen närrischen Tage bekommen wir wieder zahlreiche von ihnen zu hören. Die Büttenrede geht auf die mittelalterliche Sitte des "Rügerechts" zurück, in dessen Rahmen der einfache Mann zur Fastnachtszeit die Herrschenden ungestraft kritisieren durfte. Ich bewundere daher Büttenredner, die es schaffen, Themen aus Gesellschaft, Kultur, Politik, Sport oder einfach aus aus dem Alltagsleben pointiert auf den Punkt zu bringen. Büttenredner, die nicht lange um den heißen Brei herumreden, sondern die Dinge so benennen, wie sie sind. Ohne einfach nur draufzuhauen, das würde der Realität nicht gerecht. Sondern immer in der Perspektive der konstruktiven Verbesserung.
Ich denke, wir als katholische Christen tun gut daran, uns gerade in diesen Tagen und mit Blick auf die aktuelle Situation unserer Kirche von derartigen Büttenreden in positiver Weise inspirieren zu lassen. Ich möchte hier jedoch nicht nur im Allgemeinen bleiben, sondern mich auch gleich selbst inspirieren lassen. Das Reimen überlasse ich zwar lieber denen, die es wirklich können. Doch auch ich kann versuchen, das, was ich über die derzeitige Lage meiner Kirche denke, pointiert aufzuschreiben.
Das klingt dann so: Ja, ich glaube an eine gute Zukunft der katholischen Kirche….. wenn wir weiterhin ernsthaft darüber diskutieren, ob der Zölibat eine zwingende Voraussetzung dafür ist, Priester zu werden. Wenn wir die Rolle der Frau endlich als gleichberechtigt anerkennen. Wenn wir die Sexualmoral an einigen Stellen (zum Beispiel bei den Ausführungen zur Homosexualtität) wesentlich ändern. Und wenn wir die Macht in unserer Kirche gerechter verteilen.
All diese und noch viel mehr Fragen werden derzeit im Rahmen des synodalen Weges deutschlandweit diskutiert (www.synodalerweg.de). Das ist gut so und absolut notwendig. Jetzt kann und muss Kirche beweisen, dass sie es ernst meint mit tatsächlichen Veränderungen. Denn so, und nur so, hat Kirche überhaupt noch eine Chance, verloren gegangene Relevanz wieder zurück zu gewinnen und die Menschen auch in Zukunft noch für die Sache Jesu zu begeistern. Ich glaube noch daran. Denn ich glaube schon mein ganzes Leben lang, dass die Botschaft Jesu gut ist für unser Leben. Von daher lohnt es sich auch, sich in der Kirche für Veränderungen in der Kirche einzusetzen. Also, auf geht’s! Und übrigens: man muss bei all diesen sehr zukunftsweisenden Themen ja nicht seinen Humor verlieren. In diesem Sinne rufe ich Ihnen in diesen Tagen gerade erst recht zu: Helau!
Dr. Thorsten Kapperer
Pastoralreferent im Pastoralen Raum Gemünden