Zwei haben sich lieb. Und alle anderen freuen sich und feiern ausgelassen. Die Gäste lachen und tanzen. Die Eltern sind stolz und die Freunde haben Spiele vorbereitet. Die Spiele verraten viel über die Vergangenheit des Bräutigams, während die Braut ihre Geschicklichkeit beweisen muss. Die Familien und Freunde erfahren Neues über das Paar und ihre gemeinsame Geschichte. Alle amüsieren sich. Sie essen und trinken. Und plötzlich geht der Wein aus. Das Hochzeitsfest ist in Gefahr. Was für eine Katastrophe! Was für eine Blamage für die Gastgeber! Noch bei der Goldenen Hochzeit werden sich alle erinnern und flüstern: wisst ihr noch? Damals, als die beiden geheiratet haben?

Zu den schönsten Bibelgeschichten, die am Anfang eines Jahres in der Kirche gelesen werden, gehört die Hochzeit zu Kana (Johannesevangelium 2,1-11). Zunächst läuft alles wie geplant. Das Leben ist ein Fest und der Wein fließt. Solche Zeiten und Momente gibt es auch in unserem Leben. Wünsche werden wahr, Hoffnungen erfüllen sich. Persönliche Pläne gehen auf. Doch so manche hohe Zeit in unserem Leben endet. So mancher Plan nimmt einen anderen Verlauf, wie bei der Hochzeit in Kana. Plötzlich geht der Wein aus. Lebensfreude kommt abhanden. Die Zeit der Krise und des Mangels beginnt.

Ein Hochzeitsgast erkennt den Mangel, ruft den Krisenmodus aus und wendet sich an Jesus. Der schwingt sich sogleich zum Krisenmanager auf und erteilt den Auftrag, die Wasserkrüge zu füllen. Die Helfer vertrauen ihm, auch wenn der Auftrag für sie zunächst sicherlich keinen Sinn macht. Sie schöpfen Wasser und füllen die großen Krüge. Wasser wird zu Wein. Und der Winzer wundert sich: So einen köstlichen Wein habe ich noch nie getrunken! Das Fest hört nicht auf ein Fest zu sein. Auch dann nicht, als der Wein ausgeht und es zur Krise kommt. Die Zeit des Wasserschöpfens wird ausgehalten. Die Krise wird gemeinsam bewältigt, weil Menschen den Ernst der Lage erkennen. Sie wenden sich in der Krise an Christus und bringen ihre Fähigkeiten zur Krisenbewältigung ein.

Die Geschichte von der Hochzeit zu Kana erzählt von der Verwandlung von Wasser in köstlichen Wein. Was kann das für uns anderes heißen, als dass Christus unsere Bemühungen und Dienste in seine heilsame Wirkung verwandelt. Er verwandelt unseren Mangel in Fülle, unsere Sorge in Zuversicht, unsere Klage in Hoffnung. Christus verwandelt den Tod in Leben.

Eine Hochzeit ist ein besonderer Höhepunkt im Leben zweier Menschen. In der Bibel ist die Hochzeit immer ein Bild für das Himmelreich, ein Bild für das fröhliche und festliche Miteinander zwischen Gott und Mensch. Jesus selbst verwendet das Bild von der Hochzeit immer wieder in seinen Gleichnissen. Er sagt: selbst nach dem Tod, dieser größten Krise des Menschen, wartet das himmlische Hochzeitsfest auf Euch. Dort werden die Weingläser immer voll sein!

Tilman Schneider
Evang. Pfarrer, Thüngen-Arnstein