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Wort zum Wochenende

Vom Hosanna zum Kreuzige ihn im Eiltempo

Hätte es zur Zeit Jesu schon die modernen Medien gegeben, sie wären aus dem Versand von Push-Nachrichten bzw. von „Breaking News“ in der Karwoche wohl nicht mehr heraus gekommen. Am vor uns liegenden Palmsonntag noch der gefeierte Held beim Einzug in Jerusalem, wenige Tage später am Karfreitag fordert die Masse seinen Tod am Kreuz: die Woche des Jesus aus Nazareth umfasst so ziemlich alle Lebenslagen, die man sich nur vorstellen kann. Zwischen dem „Hosanna“, das ihm die Menge beim Einzug in Jerusalem zujubelt, und dem „Kreuzige ihn“ des Karfreitags liegen nur wenige Tage.

Ich bewundere dabei Jesu Menschlichkeit, Klarheit und Ruhe, mit der er sich diesem ganzen Trubel und dem Stimmungsumschwung der Kartage stellt. Selbst in der Todesstunde am Karfreitag bittet er Gott noch um Vergebung für die, die ihm diese Schmerzen zufügen: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“

Einmal mehr kann Jesus hier Vorbild für uns sein. Denn wie ist es in unserem Alltag? Solange wir mit „Hosanna“ gefeiert werden und alles halbwegs läuft, gibt es meist ja keine Probleme. Wer wird nicht gerne gelobt? Und das ist ja auch wichtig.

Wie ist es aber, wenn sich immer mehr Töne des - bitte bildlich gesprochenen - „Kreuzige ihn“ hinzumischen? Wie ist es, wenn ich kritisiert werde? Wie, wenn meine Meinung trotz ordentlicher Diskussion keine Mehrheit findet? Wie ist es, wenn meine Art, Dinge des Alltags anzugehen, bei dieser oder jener Gruppe nicht ankommt? Schlägt dann die Stimmung auch bei mir sehr schnell um? Raunen wir unserem Gegenüber dann reflexartig zu: „Was willst du eigentlich von mir?“ Oder denken wir zumindest so?

Am Palmsonntag und in der Karwoche können wir von Jesus lernen, auch mit massiven und kurzfristigen Stimmungs-Umschwüngen gut umzugehen. Jesus hat sich bis zu seinem Tod (!) in die anderen Menschen hineinversetzt und versucht, sie wirklich und ernsthaft zu verstehen. Natürlich gibt es in unserem heutigen Alltag schönere Situationen, als den Versuch zu starten, einen Menschen zu verstehen, der anderer Meinung ist als ich oder der mir vielleicht sogar unsympathisch ist. Von Jesus können wir uns jedoch abschauen, auch diesen Menschen mit Respekt zu begegnen und uns zu fragen: Warum argumentiert der andere so? Welche Erfahrungen haben ihn dazu gebracht, seine Meinung so zu vertreten, dass sie eben nicht die meinige ist?

Dies scheint mir gerade in unserer heutigen, viel zu oft hitzigen Zeit, in der Urteile teils in Windeseile gefällt sind, eine Eigenschaft zu sein, die uns allen gut tut.

Dr. Thorsten Kapperer
Pastoralreferent im Pastoralen Raum Gemünden