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Wort zum Wochenende

Was macht uns froh?

Zur „Fünften Jahreszeit“ finden gerade viele Faschingsveranstaltungen statt. In den Berichten darüber kommt viel Kreativität und Lustigkeit rüber. Es tut gut, übers Leben zu lachen – solange es andere nicht verletzt. Humor hilft im Leben. Wer über sich selbst lachen kann, nimmt sich nicht so wichtig. Warum die Welt fast schwarz-weiß-artig in Faschingsmuffel und Faschingsbegeisterte eingeteilt ist, weiß ich nicht. Doch wir alle können uns fragen: Was macht uns froh im Leben?

Dabei gibt es sicherlich verschiedene Stufen von Fröhlichkeit und Freude. Da gibt es kurzweilige Freuden, die wichtig für uns sind. Ohne die täglichen kleinen Freuden fällt das Leben schwerer: Ein zwitschernder Vogel am Morgen, eine heiße Tasse Cappuccino oder Tee, ein freundlich-lächelnder Mensch, eine kleine gute Tat, das Genießen einer Lieblingsmusik, ein feines Essen usw. Doch ohne die großen Freuden fällt das Leben mindestens genauso schwer: eine erfüllende Partnerschaft, eine langwährende Freundschaft, ein geduldig erarbeiteter Erfolg im Beruf, eine besondere Reise, eine ehrliche Begegnung und vieles mehr. Und dann gibt es noch die religiöse Dimension. Wir alle sind von Natur aus religiös. Wir fragen nach dem Woher und Wohin. Suchen Sinn und letzte Antworten. Spüren einen Platz in uns, den kein Mensch, sondern nur Gott, der Schöpfer des Lebens, ausfüllen kann. Darum: Wer Gott findet, erlebt eine tiefe Freude, die ihn durch alle Jahreszeiten und so manche Enttäuschungen trägt.

Im Evangelischen Gesangbuch finden sich zwei Zitate direkt untereinander. Das erste stammt von Martinus von Biberach, der im 15. Jahrhundert gelebt hat: „Ich komm – weiß nit, woher. / Ich geh – weiß nit, wohin. / Mich wundert, dass ich fröhlich bin.“. Das zweite von Martin Luther, der etwas später gelebt hat und den Ausspruch seines Namensvetters aufgreift: „Ich komm – weiß wohl, woher. / Ich geh – weiß wohl, wohin. / Mich wundert, dass ich traurig bin.“ Gerade die Gegenüberstellung beider Sprüche fasziniert mich. Der erste spricht davon, dass er mit den kleinen Freuden des Lebens zufrieden ist und – möglicherweise etwas schmerzvoll – hinnimmt, auf die großen Sinnfragen (noch) keine Antwort gefunden zu haben. Der zweite bezeugt, dass er im christlichen Glauben eine tiefe Geborgenheit gefunden hat, die ihm eigentlich eine fröhlichere Grundstimmung im Alltag bescheren sollte. Immerhin ist es ehrlich, wenn der Christ Martin Luther hier zugibt, dass ihn alltägliche Sorgen und Probleme oft bedrücken. Daraus können wir lernen, dass wir Menschen beides brauchen: kleine und große Freuden. Manche Faschingsverkleidung mag dabei Ausdruck der Sehnsucht nach der größeren Freude sein. In einem Gebet der Bibel heißt es: „Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte.“

Dekan Till Roth, Lohr am Main